Eine besondere Figur – der Jaguar
Im ersten Teil widmeten wir uns dem 75. Geburtstag von Ferrari – und damit der Marke mit dem springenden Pferd im Logo. Heute geht es um ein anderes Tier, das zur Ikone wurde – „the leaper“ oder der Jaguar. Und auch wenn die von Gordon Crosby entworfene Figur heute nicht mehr die Motorhauben ziert, so hat man sie doch immer noch vor Augen: Ein Raubtier, das zum Sprung ansetzt, das wirkt, als würde es vorausfahrende Autos aufessen. So etwas gehört sich natürlich nicht für den Gentleman-Driver, der mit einem edlen Fahrzeug aus Coventry unterwegs ist.
Wie alles anfing
Alles begann im Sommer 1922, als Sir William Lyons in seiner Heimatstadt Blackpool die ersten Seitenwagen für die damals sehr populären Motorräder verschiedener Marken baute. Das Unternehmen wuchs und zog dann 1929 nach Coventry. Dort führte Lyons seine Planungen für ein erstes, selbst konstruiertes Automobil fort. Erst fertigte er Karosserien für den populären Austin Seven, zwei Jahre später – 1931 – kam der bis zu 69 PS starke SS1 auf den Markt. Es gab ihn mit unterschiedlichen Karosserien, unter anderem 1934 als wunderschönen Walmsley Roadster. Das Kürzel „SS“ stand für „Swallow Sidecars“, wie das Unternehmen aufgrund der Seitenwagenproduktion immer noch hieß.
Der Markenname entsteht
Erst nach 1945 wurde die Modellbezeichnung „Jaguar“ offiziell mit den Modellen Mark IV und dem sportiven XK120 eingeführt. Angeblich, weil sich der Name besser einprägt. Es wird in vielen Jaguar-Chroniken aber auch berichtet, dass das Kürzel ,,SS“ nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges aus nachvollziehbarem Grund nicht mehr verwendet werden konnte. Die zunächst angebotenen Fahrzeuge waren Vorkriegsmodelle – und hießen nun Jaguar 1 ½ Litre, 2 ½ Litre und 3 ½ Litre. Sicher ist aber, dass bereits Ende der 1940er Jahre, mitten in die ernste britische Wirtschafskrise hinein, der zweisitzige XK120, XK 140 (ab 1954) und XK150 (ab 1957) zum Meilenstein wurde. Er basierte auf dem 1936 eingeführten SS100, der sich auch auf den Rennstrecken bewährte. Sein Nachfolger war fast 200 km/h schnell – und das anno 1948. Gemeinsam mit der edlen Limousine Mark V markierte der Sportwagen den Neustart der Marke.
Motorsport mit im Zeichen der Raubkatze
Mit einer „heißen“ Wettbewerbsvariante des XK120 – dem C-Type – gewann Jaguar 1951 erstmals die ,,24 Stunden von Le Mans“. Bis 1990 sollten dort sechs weitere Jaguar-Gesamtsiege folgen – mit dem C-Type, dem D-Type und dem XJR-9. Auch dieser Zwölfzylinder, der zuletzt 1988 im Nordwesten Frankreichs triumphierte, ist längst eine Ikone geworden. Jaguar war eine Zeit lang – von 2000 bis 2004 – auch in der Formel 1 aktiv, ein Jahr davon unter der Ägide des Sportchefs Niki Lauda. Fahrer waren zum Beispiel Eddie Irvine und der junge Mark Webber, der mit der Raubkatze zum Karrieresprung ansetzte.
Der E-Type und andere Ikonen
Autofans und Oldtimerliebhaber kennen die klassischen Fahrzeuge, die die Handschrift von Sir William Lyons trugen. Teure italienische Designer? Nicht nötig – Perfektion bekam man in Coventry selbst hin. Mit dem Mark 2 und dessen Weiterentwicklung S-Type – den klassisch eleganten Limousinen oder mit dem 1969 vorgestellten XJ, dem Vermächtnis von Lyons. Der Luxusliner, den es auch mit 12-Zylinder-Triebwerk gab, blieb in drei Serien immerhin bis 1993 im Programm. Es gab ihn auch als Daimler. Denn Jaguar übernahm den Hersteller im Jahr 1960. Daimler nannte man fortan die besonders luxuriösen Varianten der Jaguar-Baureihen. Was das britische Daimler mit Daimler-Benz zu tun hat, ist eine andere, sehr spannende Geschichte.
Der Jaguar E-Type ist vielleicht das schönste Auto der Welt. Immerhin steht er auch im Museum of Modern Art. Produziert wurde der Jaguar E-Type zwischen 1961 und 1974 in drei Serien, sein Design stammte von Malcolm Sayers. Sicher ist, dass der große Enzo Ferrari von der Anmutung des ursprünglich für den Renneinsatz und als Nachfolger des D-Type gedachten Autos begeistert war. Nach dem Rückzug aus dem Motorsport wurde es zum Straßenmodell umgewandelt. Die erste Serie war mit dem bewährten 3,8 Liter-Sechszylinder ausgestattet. Dieser stammte aus dem XK 150 und erreichte eine Höchstgeschwindigkeit von 240 km/h. Die zweite Serie des Jaguar E-Type war komfortabler und verfügte optional über Lederausstattung, Servolenkung und Klimaanlage, sowie einen auf 4,2 Liter vergrößerten Sechszylindermotor. Und die dritte Modellreihe des E-Type, die 1971 auf den Markt kam, wurde zuletzt ausschließlich als Roadster hergestellt. Sie hatte einen 265 PS starken 5,3 l-V12-Motor und erreichte eine Höchstgeschwindigkeit von über 250 km/h. Der Zwölfender sollte dann unter anderem auch im XJ12 seine Arbeit verrichten.
Der Niedergang im Riesenkonzern – Britisch Elend
Mitte der sechziger Jahre fusionierte Jaguar mit der British Motor Corporation zur British Motor Holding BMH, und die BMH kurz darauf wiederum mit Leyland zur knapp 20 Marken umfassenden Moloch British Leyland Motor Corporation. Zu dem Zusammenschluss gehörten unter anderem LKW-Hersteller Leyland, Austin, Morris, Triumph, Rover und eben auch Jaguar. Doch der Großkonzern war nur mäßig erfolgreich und verlor international den Anschluss. Die Ölkrise in den 1970er Jahren traf vor allem Jaguar hart – weil die V12-Motoren einfach zu durstig waren. Dazu kamen massive Qualitätsprobleme, Streiks in den Leyland-Fabriken und bei Jaguar zudem ausbleibende Motorsporterfolge. Außerdem fehlte ein Nachfolger für Lyons, der 1972 in den Ruhestand ging. So sanken die Absatzzahlen auf 15.011 Autos im Jahr 1980.
Es geht wieder aufwärts
1980 übernahm John Egan die Führung bei Jaguar und brachte die Marke innerhalb eines Jahrzehnts mit strengem Regiment, einer massiven Qualitätsoffensive und der neuen XJ40-Baureihe wieder auf die Beine. 1990 verkaufte man 42.754 Fahrzeuge – ein Bestwert. Zu diesem Zeitpunkt gehörte Jaguar schon zu Ford. 1998 wurde der „kleine“ S-Type im Retrodesign und dann 2001 der X-Type lanciert – letzterer auf Plattform des doch eher schlichten Ford Mondeo. Dieser Schachzug war durchaus umstritten, doch mit 350.000 verkauften Fahrzeugen wurde der X-Type zum erfolgreichsten Jaguar aller Zeiten. 2008 übernahm der indische Tata-Konzern die Marke. Unter dessen Ägide entwickelte sich die Raubkatze weiter, etwa mit der die XF-Limousine, 2012 mit dem atemberaubenden F-Type oder mit dem vollelektrischen SUV iPace. Für einige Modelle, etwa den iPace, den S-Type, den XF oder den X-Type hat Marktführer Kupplung.de übrigens passende Anhängerkupplungen parat. Einfach mal stöbern, dann wird die Raubkatze zum kräftigen Zugpferd.
Bildnachweise
- Jaguar Presse
- Museum of Moder Art Press
- Jaguar Daimler Heritage Trust
- Wikimedia