Die aufregenden Sechziger: Jaguar E-Type
Die Sechziger brachten „Badewanne“ und „Commodore“, aber sie waren auch das Jahrzehnt der extravaganten Sportwagen. Die konnten sogar von Opel (GT) oder Renault (Alpine) kommen – aber die echten Stars kannte man nur aus dem Auto-Quartett – etwa Ferrari GTO, Lamborghini Miura, Porsche 911/912 oder Aston Martin DB5. All diese Fahrzeuge wurden zu Design-Ikonen, genau wie der elegante Brite mit der extra langen „Schnauze“, der 1961 in Genf vorgestellt wurde: Der Jaguar E-Type war als zweisitziger Roadster und viersitziges „Fixed-Head-Coupé“ lieferbar. Wobei es in der Fahrgastzelle des rund 4,5 bis 4,7 Meter langen Schönlings sehr eng zuging. Aber das störte niemanden, der Nachfolger der ebenfalls betörenden XK-Reihe war einfach zu schön. Der E-Type verband Leistung und Design mit einem vergleichsweise günstigen Preis. Bis 1974 blieb er im Programm, war – wie der XK – im Rennsport erfolgreich und teilte sich zu Beginn den 3,8-Liter-Motor mit dem Vorgänger. Sportlicher Höhepunkt war 1971 der V12 mit 5,3 Litern Hubraum und 276 PS. Die meisten der rund 72.000 Käufer entschieden sich aber für fast gleich starken 4,2-Liter-Sechszylinder.
Die bunten Siebziger: VW Golf
Das „Prilblumen-Jahrzehnt“ brachte Manta und Porsche Carrera, den ersten werkseigenen Mercedes-Kombi und auch die neuen 3er bzw. 5er-Baureihen. Japanische Hersteller fassten Fuß, Daimler brachte mit der G-Klasse einen Geländewagen-Dauerbrenner und Audi entwickelte sich mit dem 100 langsam in Richtung Premiumklasse. Das Auto schlechthin war aber der VW Golf, der tatsächlich die Abkehr von Käfer-Boxer bedeuteten – und das auch, obwohl der Boxer im „Bulli“ und der Käfer gar in Mexiko weiter vom Band lief Der Golf und seine neuen Konzerngeschwister Scirocco, Jetta, Polo/Derby und Passat waren anders. Aber der Golf war auch in der Statistik Nachfolger des tollen Käfers, denn mittlerweile wurden über 30 Millionen Exemplare der sieben Baureihen abgesetzt – und alle sind schnörkellos-kompakt, haben einen wassergekühlten Motor, Frontantrieb und – von den Cabrios und den Kombi-Versionen abgesehen – eine Schrägheck-Karosserie. Für das klare und bis heute erkennbare Grund-Design zeichnete Giorgio Giugiaro verantwortlich. Der Italiener konzipierte auch den Fiat Panda, den ersten Audi 80, den Maserati Ghibli oder den BMW M1.
Die schrillen Achtziger: Audi quattro
Der kantige Sportwagen wurde zwar „nur“ knapp 11.500 Mal verkauft – ist aber wirklich revolutionär. Denn der quattro, der 1980 und 1981 mit 162, 200 oder 220 PS erhältlich war, ist der erste Serien-PKW mit permanentem Allradantrieb. Dass die Sportabteilung von Audi heute quattro GmbH heißt, ist mit den Rallye-Erfolgen des 306 oder 530 PS starken Sport quattro verknüpft. Die Autos der Typen S1 und E2 wurden 1986 von den Rallye-Strecken verbannt, sie waren zu dominant. Einer, der mit dem schwer zu fahrenden quattro umgehen konnte, war Walter Röhrl. Im 600 PS starken E2 Pikes Peak stellte Röhrl 1987 am Pikes Peak in Colorado einen neuen Streckenrekord auf. Der quattro war auf jedem Geläuf stark. Nur eine Skisprungschanze hochfahren konnte das Auto nicht, wie Röhrl betont. Es wurde mit einer Stahlwinde hochgezogen.
Die nüchternen Neunziger: Porsche 911 (993)
Eigentlich ist jeder „Neunelfer“ eine Ikone – frühere wie natürlich auch die aktuellen Baureihen. Denn das Design ist so zeitlos, dass es seit über 50 Jahren erfolgreich ist. Aber mit dem von 1993 bis 1998 gebauten Modell 993 ging eine Ära zu Ende: Was bei Ferrari die 12-Zylinder-Motoren waren, war bei Porsche schon seit dem 356 und natürlich auch seit den ersten Ur-Elfern von 1963 der luftgekühlte Boxermotor. Der 993 holte noch mal alles heraus aus der von Ferdinand Porsche entwickelten Antriebstechnik: Die Straßenmodelle hatten 272 bis 450 PS, letzteres dank zweier Turbolader. Im Rennsport durfte es noch ein bisschen mehr sein. Mehr „Boxer“ gab und gibt es im Hause Porsche bis heute: Denn auch die aktuellen Modelle 991er Baureihe sind mit diesem Aggregat unterwegs. Allerdings wird es seit den Neunzigern wassergekühlt. Für den Nachfolger des 993 wurde ein ganz neuer Boxer entwickelt. Insgesamt ist man aber in Zuffenhausen kontinuierlich am Bauen, denn die derzeitige Serie ist erst die siebte Generation des Elfers. Allerdings ist der Stammbaum „buckligen Verwandtschaft“ weit verzweigt.
Die charmanten Nullerjahre: Fiat 500
Geht eigentlich mehr Retro-Design? Vermutlich nicht. Der Fiat 500, der 2007 auf den Markt kam, basiert im erfolgreichen, von 1957 bis 1975 gebauten Zwergen-Auto 500 nuova – und das war seinerseits Nachfolger des beliebten „Topolino“. Doch bei allen Stil-Verweisen auf den Urahn, etwa in puncto Farbwahl, war und ist der 500 ein modernes Fahrzeug. Eines, das sich an die Generation Smartphone richtet. Denn Leistung ist nicht alles, das Auto muss schick sein, sich individualisieren lassen und auch im Innenraum ein Design transportieren, auf das selbst Steve Jobs stolz wäre. Dass die „Knutschkugel“ auf der Plattform des Fiat Panda entstand, ist egal. Dass es sportliche, bis zu 190 PS starke Abarth-Varianten gibt, erfreut den Design-verliebten Hobbyrennfahrer.
Bildnachweise
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