Die rollende „Frostbeule“: Fiat Multipla
Nein, eine Schönheit ist die erste, von 1999 bis 2004 gebaute Serie des Multipla nicht. Das Dach wirkt, als sei es auf den Fahrzeugrumpf einfach aufgeklebt und mit Glotzaugen versehen worden. Ein Wulst scheint dabei das Bindeglied zu sein. Aber Vorsicht mit dem Urteil, denn der Nachfolger des legendären 50er-Jahre-Ur-Vans namens Multipla ist durchaus keine Fehlkonstruktion. Im kompakten Innenraum haben sechs Leute prima Platz – auf zwei Sitzreihen. Dieses Konzept erinnert ein wenig an US-Klassiker, aber beim Fiat ist es einfach konsequente Raumausnutzung, moderne Verdichtung. Mit dem Abstand von eineinhalb Jahrzehnten muss man den Youngtimer nicht mehr beleidigen, man darf das Raumwunder sogar witzig finden.
Der Bucklige: Ssangyong Rodius
Der zwischen 2004 und 2013 gebaute Rodius war ein Versuch des koreanischen Herstellers Ssangyong in der immer erfolgreicheren SUV-Oberklasse Fuß zu fassen. Speziell Amerikaner und Europäer sollten ihn kaufen. Technisch zuverlässig gab er sich, auch dank des beinahe „klassischen“ Mercedes-Diesels OM602. Der alte Recke wurde in Korea modernisiert und trägt sicher nicht Schuld daran, dass sich im europäischen Debütjahr 2005 in Deutschland nur für den Rodius 98 Käufer entschieden. Es ist die schräge Optik mit dem angesetzt wirkenden Dachabschluss. Man hielt den rollenden „Glöckner von Notre Dame“ einfach für hässlich. Die aktuell angebotene zweite Version des Rodius ist etwas ansprechender gestaltet, aber auf den Straßen ebenfalls ein Exot.
Der Doppelkopf: Zündapp Janus
In den 1950er Jahren wollte die aufstrebende Bundesrepublik weg von Fahrrad und Motorrad, ein Dach über der Mobilität wurde herbeigesehnt. Viele Menschen hatten noch „alte Führerscheine“, mit denen sie vierrädrige Gefährte benutzen durften. Entscheidend war nur, dass die Fahrzeuge mit einem Hubraum von maximal 250 Kubikzentimetern auskamen. Zwergenautos wie das Goggomobil von Glas, BMW Isetta oder der Messerschmitt Kabinenroller hatten einige Zeit lang Konjunktur. Es gab allerdings auch eine ganze Reihe mehr oder minder obskurer Kleinstwagen von Tüftlern und Bastlern. Irgendwo dazwischen ist der Janus des Motorradherstellers Zündapp angesiedelt. Das nur 1957 und 1958 verkaufte, nach dem doppelköpfigen römischen Gott Janus benannte Wägelchen war pfiffig, vor allem bei der Raumausbeute: Eine Tür vorne und eine hinten sorgten dafür, dass man recht bequem Platz fand. Allerdings saß man dann in dem 14-PS-Auto Rücken an Rücken und brauchte größere Parkplätze. Wurde man nämlich eingeparkt, kam man nicht mal mehr hinein in den fahrbaren Untersatz.
Der Regierende: Renault Vel Satis
Design oder nicht Design? Schon der Name ist merkwürdig: „Vel Satis“ steht für einen Wort-Mix aus „VELocité, also „Geschwindigkeit“ und „SATISfaction“, was „Zufriedenheit“ bedeutet. Von 2002 an wurde der Wagen aus der Oberen Mittelklasse als Nachfolger des Safrane immerhin angeboten. In Deutschland war er, wohl auch aufgrund seines ungewöhnlichen Heck-Designs, kein Erfolg, in seiner französischen Heimat schaffte es das technisch ausgereifte Auto hingegen sogar bis zur Staatskarosse. Auf Plattform des Laguna und des Espace entstand ein mutiges Fahrzeug, dessen kantiger Heckabschluss futuristisch wirkte. Praktisch war der Vel Satis, keine Frage. Denn auch im Fond hatte man ausreichend Platz. Und man konnte reichlich zuladen.
Der Maserati: Citroën SM
In den späten 1960er Jahren übernahm der französische Autobauer Citroën den maroden Renn- und Supersportwagenhersteller Maserati immerhin zu 60 Prozent. Ein Ergebnis davon ist der ungewöhnliche SM. Im Oberklasse-Citroën, der es auch zum Präsentationswagen von Präsident Valéry Giscard d‘Estaing schaffte, arbeitete ein gemeinsam entwickelter V6-Motor, der im französischen Luxusliner bis zu 180 PS leistete. Beim ersten Messeauftritt des vom DS-Designer Robert Opron gestalteten Autos auf dem Auto Salon Genf anno 1970 prangte noch der Name „Citroën-S-Maserati“ auf der Karosserie. Zeitdruck und Fertigungsmängel sorgten dafür, dass das fast fünf Meter lange Fahrzeug wegen seiner häufigen Totalausfälle legendär wurde. Da gerieten die sechs Frontscheinwerfer genauso ins Hintertreffen wie das innovative Kurvenlicht, das Citroën den SM-Fahrern bescherte. Heute ist das Auto ein gesuchter und teurer Klassiker.
Bildnachweise
- Deutschland Forum
- Fiat Press UK
- Ssangyong Presse
- Automuseum Schramberg
- deAcademic
- ComplexMania