Ostdeutsche Automuseen: awe – Eisenachs mobile Welt
In den ersten beiden Beiträgen über Automobilmuseen reisten wir nach Baden-Württemberg und Bayern – in traditionelle Regionen der Fahrzeugherstellung. Eine solche ist auch das Dreigestirn Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt, das wir dieses Mal besuchen. Die Geschichte des Autobaus verlief hier ebenfalls sehr spannend – und wird von den Museen liebevoll erzählt: Erster Halt ist die awe, die Automobile Welt im thüringischen Eisenach. In dieser Stadt wurde bereits 1901 der „Verein Deutscher Motorfahrzeug-Industrieller“ gegründet und ab 1928 der BMW Dixi, ein Nachbau des Austin Seven, gefertigt. Nach dem Zweiten Weltkrieg begann man die Produktion von Vorkriegsmodellen – erst mit dem BMW-Logo, dann unter dem rotweißen EMW-Signet. Der ab 1952 volkseigene Betrieb baute schließlich ab 1956 die Wartburg-Modelle – vom 311 bis zum 353. Bevor nach der Wiedervereinigung Opel das Werk übernahm, liefen mehr als 1,7 Millionen Fahrzeuge mit dem Zeichen der berühmten Eisenacher Burg vom Band. Die Stiftung Automobile Welt Eisenach schickt die Besucher auf eine Reise in turbulente Zeiten. Fahrzeuge aus allen Epochen werden liebevoll präsentiert. Auch der Rahmen passt: Das am 2005 neu eröffnete Technikmuseum findet man auf dem ehemaligen Gelände des Automobilwerk Eisenach. Zum Areal gehören auch die denkmalgeschützten Gebäude der ehemaligen Produktionsstätte.
Das August Horch Museum in Zwickau
Der Pfälzer Ingenieur August Horch war ein Pionier des Fahrzeugbaus – und überaus umtriebig. 1904 zog er mit seinem Unternehmen Horch in die sächsische Stadt Zwickau, kurz darauf wurde er ausgebootet. Aber er hielt nur kurz inne und gründete praktisch in Sichtweite seiner alten Firma die Audi-Werke. Audi, die Lateiner wissen das, heißt „ich höre“ – oder auf gut Süddeutsch „Horch“. 1932 wurden Audi und Horch, zusammen mit Wanderer und DKW, zur Auto Union. Dafür stehen noch heute die vier Ringe im Audi-Logo. Der Stammsitz war zwar im nur 60 Kilometer entfernten Zschopau, aber produziert wurde in Zwickau weiterhin. Nach dem Krieg teilte sich die Belegschaft auf. In Ingolstadt entstand DKW und in Zwickau IFA. Beide bauten nach alten Plänen ein fast identisches Auto – den IFA F9 und den DKW F91. In Zwickau liefen dann unter anderem Sachsenring P70, P50 und der Dauerläufer Trabant 600/601 vom Band. Diese spannende Industriegeschichte wird im herrlichen August Horch Museum mit tollen Szenarien, etwa einer alten Tankstelle oder eines DDR-Bungalows, nacherzählt. Rund 160 Fahrzeuge aus allen Epochen sind zu bestaunen und sogar die alten Gebäude sind Teil des Konzeptes. Auch sie haben schließlich viel zu berichten.
Das Dresdner Verkehrsmuseum – alles, was sich bewegt
Das Verkehrsmuseum Dresden befindet sich mitten im Stadtzentrum. Altmarkt, Frauenkirche oder auch der Theaterplatz mit der Semperoper liegen in unmittelbarer Nachbarschaft. Auswärtige Besucher sollten sich für die Stadt und speziell auch für die Ausstellungen viel Zeit nehmen. Gezeigt wird im Verkehrsmuseum (fast) die komplette Geschichte der Mobilität. Kutschen, Fahrräder, Schiffe, Straßenbahnen und vor allem die Eisenbahn spielen eine große Rolle. Da Züge die Industrialisierung maßgeblich vorangetrieben haben, wird ihnen viel Raum gegeben: So können unter anderem ein Nachbau der ersten deutsche Dampflokomotive, der „Saxonia“ von 1838 und die älteste original erhaltene deutsche Lokomotive „Muldenthal“ (gebaut: 1861) bewundert werden. Besonders spektakulär ist die „Luft-Reise“, die Ballonfahrten des 18. Jahrhunderts, Gleitversuche Otto Lilienthals, riesige Luftschiffe oder moderne Flugzeuge präsentiert. In der Autoausstellung dreht sich das Meiste um zwei- und vierrädrige Fortbewegungsmittel aus ostdeutscher Produktion: An zahlreichen Stationen kann man die Entwicklung speziell des Automobils nachvollziehen – und im Zukunftslabor wird gezeigt, wie die Mobilität kommender Generationen aussehen könnte. Das Dresdner Verkehrsmuseum ist ein Tipp für Familien, denn Kids können hier experimentieren, sich auf den lustigen Kinderrundgang begeben oder im Verkehrsgarten das richtige Verhalten im komplexen Alltag spielerisch lernen.
Framo und Barkas – Fahrzeugmuseum Frankenberg
Das Frankenberger Fahrzeugmuseum verdankt seine Existenz hauptsächlich dem Gemeinnützigen Förderverein Fahrzeugmuseum Frankenberg/Sa. e.V. Dort sind viele ehemalige Mitarbeiter der Framo (Frankenbergmotorenwerke) aktiv. Nach dem vor kurzem abgeschlossenen Umzug in die ZeitWerkStadt in der Chemnitzer Straße kann sich die von den Mitgliedern liebevoll zusammengestellte und restaurierte Sammlung wirklich sehen lassen. Außerdem trifft man immer wieder auf Menschen, die fachkundig über die Autos erzählen können, denn bereits seit 1927 produzierte man in Frankenberg Kleintransporter. Die erste DDR-Neuentwicklung bei Framo wurde bereits 1951 vorgestellt – der V901 mit dem Dreizylinder des IFA F9. Wie der Name schon sagt: Der Motor hatte einen Hubraum von 901 Kubikzentimetern. Die Leistung lag bei 24,5 PS. Ab 1954 – und bis 1961 – wurde der 901/2 gebaut. Er bot neue Bremsen, ein überarbeitetes Fahrwerk, eine geglättete Karosserie und einen Motor, der nun 28 PS zur Verfügung stellte. Bereits mit dem Baujahr 1957 wurde der Framo in Barkas umbenannt. Natürlich zeigt das Museum alle erdenklichen Versionen der Framo- und Barkas-Baureihen. Ein Höhepunkt der Ausstellung ist der fahrbereite Prototyp des nie in Serie gegangenen Barkas B-1100.
Fahrzeugmuseum Staßfurt – liebevolle Details
Im Salzlandkreis, genauer in Staßfurt, habe sich Ehrenamtliche ihren Traum von einem Erlebnisraum für Fahrzeuge erfüllt. Nach Umbaumaßnahmen wird das Fahrzeugmuseum in der Berlepschstraße zu Ostern wieder eröffnet. Zu sehen gibt es dann hier reichlich, weil die gezeigten Exponate auch im stimmigen Umfeld, etwa einer Werkstatt, präsentiert werden. Nicht alles glänzt und funkelt, einige Fahrzeuge – etwa der Framo 901 – haben ihre besten Zeiten eindeutig hinter sich. Aber genau deshalb erzählen sie von einem harten Autoleben. Im Mittelpunkt der einzigartigen Ausstellung stehen Fahrräder (MIFA, Fortschritt…) und Motorfahrzeuge aus ostdeutscher Produktion, also Trabant, Wartburg, Framo, MZ oder Simson. Oft sind sie auch in speziellen Varianten, etwa als Camping-Trabant oder als Einsatzfahrzeug von NVA, Volkspolizei, DRK oder Feuerwehr zu bestaunen. Aber auch der beliebte Lada 21013 wird gezeigt.
Fazit: Die Reise geht weiter
Schöne und daher lohnenswerte Automobilmuseen gibt es in ganz Deutschland – deshalb wird unsere Reise weitergehen. Demnächst besuchen wir Fahrzeugausstellungen in Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland, bevor wir dann nach Nordrhein-Westfalen weiterziehen werden.
Bildnachweise
- Hans Benn/Pixabay
- Stiftung Automobile Welt Eisenach
- August Horch Museum
- Wikimediaimages/Pixabay
- Verkehrsmuseum Dresden